Spinnenwege: Eisheilige

Mein Weh wurde 5.947 Tage alt. Ich habe nachgerechnet. Jetzt hat er zwei Kreuze. Eines dort, wo seine Oma liegt; sein Vater und der Stein für den Onkel, der in Russland blieb. Eines an der Brücke am Kanal, wo auch im Mai noch Kaltglatt wächst. ‚Unser Wolle‘ steht darauf; ‚Mein geliebter Wolfgang‘ auf dem anderen.

Für mich war er nur Weh, die Wege durch das Brennesselfeld, Regenwurmwürgen, die Nacht im Eiskeller. Nun hat er zwei Kreuze. Und der Straßengrabenfuchs hat keins. Auch der Igel, das Krötenpaar, der Fallwildhase bleiben unbedacht. Ebenso der Fink, dessen Flügelrest immer in Unruhe winkt, wenn ihm ein Lasterrad zu nah.

Und Weh räkelt sich unter Trauertrost, zentnerschwer, wie unter einem dicken Federbett. Er pupst bestimmt, wie er es immer macht, wenn er zufrieden ist.

Die gestrengen Herren stehen an der Brücke. Entschlossen. Und auch die Dame in Frost nickt mir zu. Ich freue mich, dass sie mir noch einmal helfen wollen. Gemeinsam ziehen wir zum Hügel von Weh. Pankratius greift sich den Wacholderkranz für den geliebten Sohn. Mamertus den mit den Schleifen in Grün und Weiß vom Sportverein. Ein alter Eimer; Servatius schöpft Hände voll aus Blütenmeer, hinein. Ich trage Lichter für die Ewigkeit. Die Dame sammelt Windbruchholz.

Zurück zu Krötenfleck und Räudebalg, Igeldreck, dem Finkenrest. Es ist schön, wenn Freunde gut zusammenarbeiten! Rasch wachsen sieben mal sieben Kreuze aus Bunt und Birke am Straßenrand. Wie die Perlen an Muttis Kette. Die gestrengen Herren schwitzen. Auch der kalten Sophie ist warm. Ich lächle ihnen Danke zu. Dafür, dass nun alles richtig ist.