Spinnenwege: Laubenblau

Vater findet es gut, dass ich Natursendungen mag. Sielmann, Gryzmek und den Trenker auch. Ferne Länder, schöne Tiere, fremdes Wild. Doch gestern, gestern Abend ist eines entwischt, aus dem Fernseher geflohen. Und in Nullkommanichts von Neuguinea bis zu uns geflogen. Ich allein habe den Sielmann fluchen sehen, als es geschehen. Mutti war nur mal kurz in der Küche, Vater schnarchte Sesseltraum, Kleineomi schon zu Bett. Ganz schnell habe ich da die Tür zu meinem Zimmer geöffnet.

Und der Laubenvogel hat aufgepasst, sitzt jetzt hier, ganz nah bei mir und erzählt vom Zuhaus. Ich höre ihm gut zu, schreibe mir alles auf: Blumen, Federn, Beeren, Gräser, Plastikkrams; Seitenwände, das Aufweichen der Pflanzen …

Denn ich freue mich schon, dass es hell wird. Dann werden wir beide uns aufmachen, zu dem kleinen Hain, wo Vater gerne gute Pfefferminze sammelt. Dort steht ein Haselnussgeviert, das mich schon immer so angeschaut hat. Nun weiß ich, warum. Es ist gut, dass ich mir solche Dinge merke. Sie sind wie Sternbilder.

So fahren wir nachher los wie zwei Seeleute, die ihren Weg kennen, der Laubenvogel und ich. Und bauen uns ein blaues Haus: Heidelbeeren und Rittersporn. Pfauenstolz, das Eisvogelkleid. Mein Zahnputzbecher. Muttis Wäscheleine und die Klammern auch. Wir müssen nur aufpassen, dass die Morgensonne nicht in die Kammer fällt, hat er gesagt. Weil sie dann den Zauberer blendet, der im Blau wohnt und auf das Glück aufpasst.