Spinnenwege: Neuntöterlied
Warum habe ich nur die Gummistiefel angezogen? So stolpere ich froststeif in Treckerspuren, wadenhoch, durch das Endlosland. Lufteisknirsch streichelt mir eine Gänsehaut. Und der Horizont winkt mit Angst – ein fernes Moped auf der Kreisstraße.
Rauhreifschleier halten die Welt ruhig. Doch ich sehe die Jägerblicke und ihre Arme, die so gerne die Flinten in den Anschlag reißen würden. Wie die Männer am Neujahrsmorgen, an dem ich noch zu den Treibern zählte. Nun bin ich Wild. Und sehe ihre Mopeds, ihre Blicke in allen Spitzen der Windrose.
Und fliehe zur Nähe der Hecken, die den Wind fangen. Schlehenzweig und Hagebuttengerank. Dort leere ich meine Jackentaschen, hole die kleinen Äpfel heraus, denen ich Zuhause Farbe geschenkt habe: Blau, Grau, Braun, Grün und Bernsteingold. Kreisrund mit schwarzen Punkten mittendrin. Damit sie sehen, richtig sehen können, die kleinen Augäpfel, was ich mit ihnen mache: auf die spitzen Dornen stecken, einen nach dem anderen. Langsam, fein langsam, dass es richtig schmerzt! Ihnen dort drüben auf ihren Mopeds, dass ihnen sehen und jagen vergeht. Und ich singe ein Lied, ein kleines Lied, das nur aus ihren Namen besteht.
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