Spinnenwege: Pfauenaugenschlaf

Das Fest war weiß wie grün, rot wie schön. Und meine Eisenbahn fährt jetzt eine Acht. Das neue Häuschen ist auch fertig. Ein Kiosk, der sich als Fliegenpilz verkleidet hat. Es war fein, die vielen winzigen Zeitungen und Zeitschriften auszuschneiden. Nun warten sie im Leimspinnengeweb auf Leser.

Vergebens! Der Reisende, die Brautleute und der Ziegenhirt werden den Pilz am Bahnhof nie erreichen. Immer, wenn Fußgänger die Geleise überqueren wollen, träumt der Schrankenwärter ganz tief. Und meine schwarze Lok fährt ihnen die Beine ab. Anders ginge es auch gar nicht, denn wie sollte ich jeden Tag neue Zeitungen und Zeitschriften besorgen?

Die Schuhe stelle ich dann auf die Fensterbänke der Häuser am Marktplatz. Doch der Nikolaus braucht nicht zu kommen; es stecken ja noch ihre Beinchen und Füßchen darin. Sonst ist das Eisenbahnspiel Langeweile.

Schön ist nur der Berg mit den Hirschen, den Hasen und dem Kreuz auf dem Gipfel. Und der Einsiedelei. Der Einsiedler ist leider ausgezogen. Er wurde vom Staubsauger verschluckt. Seine Klause ist jetzt frei. Im Abenddämmer mach ich mich oft ganz, ganz klein, gehe den schmalen Pfad zwischen Felsen und klettere durch das einzige Fenster. Die Tür ist verschlossen. Auf dem Tisch liegt ein trockener Knust, von dem ich bei jedem Besuch ein paar Krumen nasche. Dann stelle ich mich in die Ecke und falte mich. So wie das Pfauenauge, das in unserer Speisekammer winterschläft. Und ich wünsche mir, dass mich nie mehr ein Sonnenstrahl entdeckt.